Etwa zwei Kilometer südlich von Ornes – und circa zehn Kilometer nordöstlich von Verdun – befindet sich Bezonvaux, das ebenfalls zu den neun im Ersten Weltkrieg zerstörten und nicht wiederaufgebauten Dörfern zählt.
Zu seiner Blütezeit Mitte des 19. Jahrhunderts wohnten dort um die 300 Einwohner, kurz vor Kriegsbeginn hingegen nur noch 149.1Vgl. den Artikel „Bezonvaux“ auf wikipedia.fr, Stand 6. Dezember 2019, 03.03 Uhr, https://fr.wikipedia.org/wiki/Bezonvaux#Population_et_soci%C3%A9t%C3%A9. Sie waren überwiegend Landwirte und Imker.2Gemäß Informationstafel in Bezonvaux, vgl. auch den Artikel „Bezonvaux“ auf wikipedia.de, Stand 16.11.2019, 15.28 Uhr, https://de.wikipedia.org/wiki/Bezonvaux.
Die Region um Bezonvaux wurde mit Beginn der Schlacht um Verdun, dem 21. Februar 1916, stark bombardiert. Bis zum 25. Februar konnte der Ort von den französischen Truppen gehalten werden, bevor er von den Deutschen eingenommen wurde. Über neun Monate war Bezonvaux von den Deutschen besetzt, bevor Mitte Dezember die französischen Truppen das Dorf zurückerobern konnten.3Vgl. Jean Laparra / Jean-Pierre Laparra: Sacrifié pour Verdun. Bezonvaux Village détruit pendant la Grande Guerre. Connaissance de la Meuse 2006, zit. n. http://bezonvaux.eklablog.com/1916-bezonvaux-dans-la-bataille-de-verdun-c746780. In den Jahren bis Kriegsende stand das Dorf jedoch weiterhin immer wieder unter Beschuss, sodass die 1917 noch erkennbaren Umrisse der meisten Häuser allmählich verschwanden.
Wie Ornes wurde Bezonvaux das „Croix de guerre“ verliehen: „Bezonvaux lag auf dem Weg der gegen Verdun gerichteten Angriffe und wurde häufig bombardiert und letztlich komplett zerstört. Das Dorf hat sich mit einem selbstlosen Opfer um das Land verdient gemacht“.4Paris, den 15. März 1921, der Kriegsminister, gemäß Informationstafel in Bezonvaux.
Durch die Ruine des Dorfes ist ein Erinnerungspfad angelegt worden. Einzelne Mauerreste von Gebäuden sind noch zu erkennen, doch hauptsächlich sind die Steine der ehemaligen Gebäude vereinzelt und verstreut. Inzwischen sind sie von Moos bewuchert und Bäume wachsen auf dem ehemaligen Dorfgebiet. Am Pfad entlang sind immer wieder Fundstücke auf einem Stück Beton angebracht, die von dem Leben in dem Dorf zeugen, wie beispielsweise eine Milchkanne oder Gartenwerkzeuge.
Überreste von Gleisen, die wie Kunstwerke wirken, halb in der Erde steckend, halb aufgerichtet und vollkommen verbogen, geben zudem Zeugnis von einem Kuriosum dieser umkämpften Region im Ersten Weltkrieg. Auf dem Gebiet waren während des Krieges drei verschiedene Eisenbahnlinien in Gebrauch. Neben der bereits bestehenden regionalen Bahnlinie wurde 1915 eine Schmalspurbahn gebaut zur Versorgung einer 14cm-Marinekanone. Nach der Eroberung durch die Deutschen verlegten diese ebenfalls Bahnlinien, um die Versorgung der Truppen zu erleichtern.5Vgl. René Reuter: „Bezonvaux“, in: Verdunbilder. Fotos vom Schlachtfeld heute. 2009, https://www.verdunbilder.de/zerst%C3%B6rte-d%C3%B6rfer/bezonvaux/.
Anders als in Ornes, wo einzig die zerstörte Kirche als Erinnerungsort für den gesamten Ort übrig geblieben ist, erinnert in Bezonvaux fast die gesamte ehemalige Fläche des Dorfes an den Krieg und seine direkten Folgen. „Rappelons-nous les âmes: la Pierre et la Forêt nous parlent. Le silence de ce lieu sacré nous invite à nous recueillir et à réfléchir l’avenir“, gemahnt eine Gedenktafel. Die Steine, die nach und nach von der Natur zurückerobert werden, wenn nicht eine menschliche Hand eingreift, sollen nicht nur an die Zerstörung erinnern, sondern auch als Warnung gelten, die Zukunft zu bedenken, auf dass sich solch ein Krieg nicht wiederhole. Mit dieser Botschaft bildet der Gedächtnisort einen Kontrast zu dem einzig intakten Gebäude auf dem Gelände:
Die Kapelle, die als Ankerpunkt das Auge der Besucherinnen und Besucher des zerstörten Bezonvaux immer wieder auf sich lenkt, ist für die Botschaft des Gedenkweg-Erinnerungsortes eher störend. Die Chapelle du Souvenir wurde 1932 am Platz der zerstörten Kirche Saint-Gilles errichtet. Die niedrige die Kapelle umgebende Mauer wirkt fast wie ein Schutzwall des intakten und gepflegten Grundstücks gegen die Zerstörung ringsherum. Auf dem Gelände der Kapelle ist zusätzlich ein Kriegerdenkmal errichtet, „En Souvenir du Village Détruit, de ses Enfants Morts au Champ d’Honneur et des Héros Tombés sur son Territoire“.
Das kleine ummauerte Grundstück bildet in sich einen weiteren Gedächtnisort des Krieges, der sich von dem Gedenkpfad unterscheidet. Denn hier wird, wie so oft bei französischen Denkmälern kein „Nie wieder!“ in den Vordergrund gerückt, sondern die Glorifizierung der Gefallenen – zu denen in diesem Fall auch das Dorf gehört: Mort pour la France.
↑1 | Vgl. den Artikel „Bezonvaux“ auf wikipedia.fr, Stand 6. Dezember 2019, 03.03 Uhr, https://fr.wikipedia.org/wiki/Bezonvaux#Population_et_soci%C3%A9t%C3%A9. |
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↑2 | Gemäß Informationstafel in Bezonvaux, vgl. auch den Artikel „Bezonvaux“ auf wikipedia.de, Stand 16.11.2019, 15.28 Uhr, https://de.wikipedia.org/wiki/Bezonvaux. |
↑3 | Vgl. Jean Laparra / Jean-Pierre Laparra: Sacrifié pour Verdun. Bezonvaux Village détruit pendant la Grande Guerre. Connaissance de la Meuse 2006, zit. n. http://bezonvaux.eklablog.com/1916-bezonvaux-dans-la-bataille-de-verdun-c746780. |
↑4 | Paris, den 15. März 1921, der Kriegsminister, gemäß Informationstafel in Bezonvaux. |
↑5 | Vgl. René Reuter: „Bezonvaux“, in: Verdunbilder. Fotos vom Schlachtfeld heute. 2009, https://www.verdunbilder.de/zerst%C3%B6rte-d%C3%B6rfer/bezonvaux/. |